Theodor Oberländer

1.5.1905

geboren in Meiningen/Thüringen, Vater ist Oberregierungsrat in Meiningen

 

Studium der Agrarwissenschaft in München, Hamburg und Berlin; Promotion 1929 (Dr. agr.). Studium der Nationalökonomie in Berlin und Königsberg, Dr. rer. pol. 1930

1923

Teilnahme am Hitlerputsch, Kämpfer des Freikorps "Bund Oberland"

1933

Eintritt in die NSDAP; SA-Obersturmbannführer in Pommern

1933

Theodor Oberländer leitete das Institut für osteuropäische Wirtschaft an der Universität Königsberg und wurde zugleich Landesleiter für den "Bund Deutscher Osten" (BDO). Ferner war er Mitbegründer der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft und gehörte somit zum harten Kern der völkischen Wissenschaft des NS-Regimes.

1934 - 1937

SA-Hauptsturmführer, Reichsführer des 'Bundes deutscher Osten', Vorsitzender des VDA-Landesverbandes Ostpreußen

bis 1940

Professur in Danzig, Greifswald und Königsberg; Propagandist der
NS-'Bevölkerungspolitik'

1940

'Ostexperte' und Offizier der ukrainischen Wehrmachtseinheit 'Nachtigall', bei deren Einmarsch in Lwow Ende Juni 1941 es zu Massenmorden mit bis zu 5000 Toten kommt.

1941 - 1945

Dekan der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät (Prag)

1942

Offizier im Bataillon 'Bergmann', das im Kaukasus eingesetzt wird und dort die Zivilbevölkerung terrorisiert

1943

Professur in Prag, Schulung des NS-Führungsnachwuchses; gegen Ende des Krieges wird Oberländer in den Stab der mit den Nazis kollaborierenden und extrem antikommunistischen "Russischen Befreiungsbewegung" des Generals Wlassow berufen

1948

FDP-Mitglied

1950

Mitbegründer des weit rechts angesiedelten revanchistischen "Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten" (BHE)

1950

Mitglied des bayerischen Landtag und Staatssekretär für das Flüchtlingswesen

1953 -1961

Mitglied des Bundestages; zuerst für den BHE, dann für die CDU

1954

Vorsitzender des BHE

1955

Austritt aus dem BHE, Mitglied der CDU seit Anfang 1956

1957 - 1960

Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. . Unter seiner Ägide finden ehemalige "Volkstumführer", "Frontoffiziere" und Theoretiker der "Volkstumsarbeit", die sich inzwischen in den Landsmannschaften gesammelt haben, großzügige finanzielle Unterstützung

1960

Verurteilung Oberländers vor dem Obersten Gericht der DDR zu lebenslänglichem Zuchthaus. Ein paar Tage später Rücktritt als Bundesminister

1963 - 1965

Mitglied des Bundestages für die CDU

1981

Mitunterzeichner des neonazistischen 'Heidelberger Manifests'; Oberländer war/ist außerdem Mitglied der rechtsextremen 'Gesellschaft für freie Publizistik' und hat Kontakte zur 'Antikommunistischen Weltliga'

1996

Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens gegen Oberländer wegen der 1942 nahe dem kaukasischen Kislowodsk durch ihn vollzogenen Erschießung einer gefangenen russischen Lehrerin

04.05.1998

gestorben in Bonn

Oberländer ist Mitgründer der rechtsradikalen Gesellschaft für freie Publizistik (GfP), er gehörte zum Ehrenpräsidium der "Baltischen Gesellschaft" und ist ferner im Mitarbeiterstab der Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt (ZFI) zu finden. 1981/82 gehörte Theodor Oberländer zu den Erstunterzeichnern des fremdenfeindlichen Heidelberger Manifests. Er war außerdem bis zu seinem Tode Kuratoriumsmitglied des rechtsklerikalen Arbeiskreises Christlicher Publizisten (ACP). Am 18. Juni 1986 verlieh Franz-Josef Strauß ihm den Bayerischen Verdienstorden "als Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung".

Seit Ende der 50er Jahre werden gegen Oberländer die Vorwürfe erhoben, er sei als Mitglied der Einheit "Nachtigall" auch an Kriegsverbrechen im Raum Lemberg beteiligt gewesen. Dieses Bataillon marschierte als erste Einheit der Wehrmacht im ukrainischen Lwow (Lemberg) ein und veranstalte vom 30. Juni bis zum 7. Juli 1941 grauenhafte Pogrome vor allem gegen die jüdische Bevölkerung, an dem sich viele Einwohner Lembergs beteiligten. Das Ergebnis eines Gerichtsverfahrens vor dem Berliner Landgericht im Jahre 1993 lautete, es habe sich bei den vorgelegten Beweisstücken um "geheimdienstliche Fälschungen" gehandelt. Gleichzeitig wird das Urteil des DDR-Gerichts gegen Oberländer aufgehoben. Wegen der Beschuldigungen war Oberländer auf Anraten Adenauers zum Jahreswechsel 1959/60 von seinem Posten als Vertriebenenminister zurückgetreten.

letzte Änderung am 07.10.2004