Kießling Affäre

Das Verteidigungsministerium teilt am 5. Januar mit, dass der Vier-Sterne-General Günter Kießling rückwirkend zum 31. Dezember 1983 in den Ruhestand versetzt wird. Hinter dieser Meldung steckt das vorläufige Ende einer peinlichen Affäre, in die auch Verteidigungsminister Manfred Wörner (CDU) geraten war. Der Militärische Abschirmdienst (MAD) hatte Wörner gemeldet, der General sei homosexuell veranlagt und in Szenelokalen gesichtet worden. Als NATO-Geheimnisträger sei er dadurch erpressbar geworden. Als "Sicherheitsrisiko" eingestuft, wurde Kießling bewogen, seinen Dienst als stellvertretender NATO-Oberbefehlshaber zu quittieren. Obwohl der General die Vorwürfe stets bestritt, entfernte Wörner ihn nach einem weiteren MAD-Bericht aus dem Dienst.

Wie sich später herausstellt, sind die Berichte des MAD unbewiesen. Man spricht von einer Verwechslung oder gar von einem Kießling-Doppelgänger, den der ostdeutsche Geheimdienst absichtlich in das Schwulenlokal "Tom-Tom" in Köln platziert habe. Auf jeden Fall sind die MAD Berichte ungeprüft hingenommen worden.

Kießling fordert seine Rehabilitierung. Bereits am 1. Februar wird diese vollzogen, der General wieder in den Dienst eingesetzt und später mit allen militärischen Ehren und dem Großen Zapfenstreich am Ende seiner regulären Dienstzeit aus dem Amt entlassen. Obwohl die Opposition den Rücktritt Wörners fordert, lehnt Bundeskanzler Kohl ab. Die Kießling-Affäre bleibt für Wörner ohne jegliche Folgen. Lediglich Staatssekretär Joachim Hiehle, zuständig für den MAD, wird "aus gesundheitlichen Gründen" in den Ruhestand versetzt.

Auf der Presse-Konferenz, auf welcher der "Irrtum" zugegeben und Kießling rehabilitiert wurde, zeigte sich die Einstellung der Polit-Prominenz:
Weder Wörner, noch Kohl haben ein Wort der persönlichen Entschuldigung bzw. des Bedauern oder der Bitte um Verzeihung gegenüber dem Opfer, Herrn Kiessling, gefunden.

H.Kohl flätzte auf den Stuhl und sagte pampig in die Mikrophone:
"Ich lasse mir meine gute Laune nicht verderben."


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